GUANG,

eine weitgereiste Spinne,
die Tiere mehr
als Menschen mag -
gesprochen von
Katharina Giesbertz

Die chinesische Spinne Guang wird auf einem Reisfeld in China geboren. Halt, das stimmt nicht! Damals lebt Guang mit vielen Brüdern und Schwestern als Winzling in einem Ei, eingesponnen in einem Kokon. Der hängt an einem Reisstrohhalm und als es geschnitten wird, beginnt Guangs ewige Reise. Denn das Reisstroh wird auf einen chinesischen Frachter geladen. Während der Überfahrt schlüpfen die kleinen Spinnen. Nur wenige überleben. Die meisten werden gefressen, fressen sich gegenseitig oder werden ins Meer geweht.

Guang überlebt. Heute ist sie eine uralte, erfahrene Spinne. Dass sie so alt wurde, liegt an ihrer unglaublichen Vorsicht und ihrem konservativen Pessimismus. So viel Lebenserfahrung hat die Spinne Guang besserwisserisch gemacht. Als es Charles, den Waschbären, in ihren Container verschlägt, belächelt sie ihn. Er bekommt bereits nach ein paar Stunden Hunger. Das ist ihr unbegreiflich – sie hat höchstens alle zwei Monate Bedarf.